Arbeitsfeld Gemeinde & Krankenhaus

Gemeindeseelsorge und Krankenhausseelsorge sind zwei Aufgabengebiete für hauptamtliche Diakone, die an sich nicht der weiteren Beschreibung bedürfen. Wie aber sieht es aus, wenn eine ganze Stelle beide Berufsfelder einschließt?

Seit Anfang 2013 bin in genau dieser Situation. Unser Bischof hat mich mit der Seelsorge in der Pfarrei St. Ludgerus in Essen-Werden und der Krankenhausseelsorge an den dortigen Krankenhäusern, dem Krankenhaus St. Joseph Essen-Werden und dem Evangelischen Krankenhaus Essen-Werden beauftragt. Damit begann für mich ein Weg, der Herausforderung und Bereicherung zugleich ist.

In der Gemeindeseelsorge liegen mir viele Aufgaben am Herzen, die sehr erfüllend und immer mehr als „Tätigkeitsmerkmale“ sind: Die Begleitung der beiden Kindergärten und die Alten- und Krankenpastoral, die Mitwirkung in Liturgie und Verkündigung, die Sakramenten- und Trauerpastoral und nicht zuletzt die Mitarbeit in der Ökumene.

Wie jede Pfarrei und Gemeinde ihre eigene Geschichte und Prägung hat, so ist die Gemeinde in Werden in besonderer Weise mit der Geschichte des Hl. Ludgerus verbunden. Das erfordert ein Gespür dafür, die Tradition mit der Moderne zu verbinden und für zukunftsweisende Bilder für die Pfarrei aufgeschlossen zu sein. Für diesem Aufgabenteil erlebe ich das Pastoralteam und überhaupt ein gutes Miteinander aller hauptamtlich und auch ehrenamtlich Tätigen als den wichtigsten Grundstein, damit die in meiner Wahrnehmung anspruchsvolle und viel Empathie erfordernde Arbeit in der Pfarrei Freude machen und gelingen kann.

Mit dem notwendigen Gestaltungsspielraum ausgestattet kann ich aber auch dazu beitragen, das Profil des Diakonats zu stärken. Mein Anliegen: Die Sorge um alte, kranke und am Rand der Gemeinde stehende Menschen war vor 2000 Jahren Grund für die Apostel, sieben Männer für diesen Dienst einzusetzen, und das muss auch heute spürbar und erfahrbar sein. Je sichtbarer das wird, desto größer wird auch die Chance, die Augen für eine Berufung zum Diakonat zu öffnen.

Und nicht anders ist es natürlich im Krankenhausalltag, wo die diakonische Identität besonders zum Tragen kommt. In meiner Wahrnehmung bildet dabei die „Landschaft Krankenhaus“ einen Ausschnitt aus allen gesellschaftlichen Facetten, wogegen die Gemeinde im Ortsteil Werden nur einen Teilbereich abbildet. Vereinfacht gesagt: Das Krankenhaus erdet! Hier gilt es viel mehr, sich der „Kritik von außen“ zu stellen. Für viele Menschen ist der Besuch eines Krankenhausseelsorgers der erste Kontakt mit der Kirche seit langer Zeit.

Das bietet aber auch Chancen, und wenn ich bei Skeptikern einen Genesungsgruß nicht nur als Krankenhausseelsorger, sondern auch als Mittler der Gemeinde ausrichte und verspreche, für deren Gesundheit in der Hl. Messe am Sonntag mit zu beten, dann trifft das zumindest nicht auf Ablehnung. Durch die Begleitung der vielen Ehrenamtlichen im Krankenhaus spüre ich auch, dass es viele Berührungspunkte zwischen der Gemeinde und den Krankenhäusern gibt. Das gilt es zu pflegen und auszubauen, denn daran wird erkennbar: Die Krankenhäuser sind Teil unserer Gemeinde, und die Menschen, Patientinnen und Patienten, aber auch die vielen Angestellten, sind zum Teil Mitglieder, zumindest aber Gäste unserer Pfarrei, und deshalb sollen alle, soweit es möglich ist, unsere Wertschätzung erfahren und Hilfsangebote in Anspruch nehmen können.

Besonders in meiner Arbeit in der Krankenhausseelsorge erfahre ich zwei wichtige Hilfen: Zum einen bin ich nicht alleine. Mit Pater Dietmar Weber, der ebenfalls für beide Häuser arbeitet, erlebe ich einen erfahrenen Krankenhausseelsorger, mit dem ich im ständigen und vertrauensvollen Austausch stehe. Das stärkt. Die zweite Hilfe sehe ich in meiner langjährigen beruflichen Vorerfahrung als Dipl. Sozialpädagoge, die mir hier, besonders im Umgang mit schwerkranken Patientinnen und Patienten, zu Gute kommt.

Nun ist es natürlich nicht so, dass alles so greift und funktioniert, wie ich es in diesem kleinen Artikel zu beschreiben versucht habe. Vieles gelingt gar nicht oder noch nicht, und oft stehe ich mir mit meinem Unvermögen selbst im Wege oder habe das Gefühl, vielen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Aber letztlich ist die Freude immer größer als die Unsicherheit, das Miteinander größer als das Gegeneinander und die Lust größer als der Frust. Seelsorge ist offensichtlich keine Einbahnstraße, sondern Schenken und Empfangen zugleich.

Frank Kühbacher